„Schreiben ist, den Menschen erfinden“

Jean-Paul Sartre

Buchtipps des Monats - Winter 2019

    Whitehead: Underground Railroad
  • Colson Whitehead
  • Underground Railroad
  • Fischer TB 2019
  • ISBN 978-3-596-70253-4
  • € 12.00

Der erste große Roman über das schwarze Amerika - ausgezeichnet mit dem National Book Award und Pulitzer Prize und ein Jahr ununterbrochen auf der New York Times-Bestsellerliste
Cora ist nur eine von unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantagen Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alle träumen von der Flucht - doch wie und wohin? Da hört Cora von der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über eine Falltür gelangt sie in den Untergrund und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben und Kopfgeldjägern, aber auch heldenhaften Bahnhofswärtern begegnet. Jeder Staat, den sie durchquert, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet am Ende wirklich die Freiheit?
"Underground Railroad" ist ein Manifest über die Menschlichkeit und zugleich eine virtuose Abrechnung damit, was es bedeutete und immer noch bedeutet, in Amerika schwarz zu sein.

    Meier: Ob die Granatbäume blühen
  • Gerhard Meier
  • Ob die Granatbäume blühen
  • Insel 2019
  • ISBN 978-3-458-19473-6
  • € 14.00

Nach dem Tod seiner Frau Dorli, die ihn und sein Schaffen über sechs Jahrzehnte begleitet hat, findet Gerhard Meier im Schreiben einen Weg aus der Einsamkeit: In atmosphärisch dichter Sprache vergegenwärtigt er sich und dem Leser die gemeinsam erlebte Zeit, die Wanderungen, Reisen und Lektüren. Er führt den Dialog mit seiner Frau über ihren Tod hinaus, und die Grenzen zwischen Vergangenem, Gegenwärtigem und Zukünftigem verschwinden, es bleibt die Sehnsucht und das zärtliche Gedenken an den geliebten Menschen: ein Liebesbrief und Epitaph zugleich.

    Pehnt: Café Augenblick
  • Annette Pehnt
  • Café Augenblick. Geschichten über das Leben im Hier und Jetzt
  • Beltz 2019
  • ISBN 978-3-407-86541-0
  • € 14.95

Der Blick durch die rosa Brille auf der Lieblingsinsel. Verregnete Tage in Dunkelgrau. Zufällige Begegnungen auf dem Weg zur Arbeit. Annette Pehnts Geschichten handeln von kleinen und großen Glücksmomenten im Alltag ebenso wie von Momenten des Scheiterns. Von Achtsamkeit und dem Nachdenken über sich selbst und den Sinn des Lebens. Ein Buch zum In-die-Tasche-Stecken und Zwischendurch-Lesen im Café, auf einer Bank in der Sonne oder in der Mittagspause. Kurze psychologisch-literarische Geschichten, erzählt von der vielfach preisgekrönten Schriftstellerin.

    Ernaux: Eine Frau
  • Annie Ernaux
  • Eine Frau
  • Suhrkamp 2019
  • ISBN 978-3-518-22512-7
  • € 18.00

Dreizehn Tage nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 1986 schreibt Annie Ernaux ein kurzes, schmerzhaftes Requiem. Und lässt die Mutter als Repräsentantin einer Zeit und eines Milieus auferstehen, das auch das ihre war.
Das Leben ihrer Mutter: geboren um die Jahrhundertwende in der Normandie, Arbeiterin, dann Ladenbesitzerin, Ehefrau, zweifache Mutter, lebenslustig und offen, Körper und Geist werden später langsam durch Alzheimer zerstört. Das Ende war für die Tochter vorauszusehen, die Wirklichkeit des Todes scheint indessen kaum erträglich.
Zeit ihres Lebens kämpfte die Mutter darum, ihren sozialen Status zu erhalten, ihn vielleicht sogar zu überwinden. Erst der Tochter wird dies gelingen, eine Distanz zwischen den beiden entsteht. Auch darauf blickt Annie Ernaux zurück, voller Zärtlichkeit und Abscheu und Schuldgefühl.

    Günther: Eine Kiste voller Weihnachten
  • Ralf Günther
  • Eine Kiste voller Weihnachten
  • Kindler 2019
  • ISBN 978-3-463-40697-8
  • € 18.00

Dezember 1890. Vinzent Storch stellt in seinem kleinen Betrieb "Dresdner Pappen" her, Figuren aus Papier, die als Christbaumschmuck sehr beliebt sind. Heiligabend vormittags entdeckt er mit Schrecken eine Kiste, deren Lieferung versäumt wurde. Schnell macht er sich mit dem Pferdewagen auf, um die Ware noch vor dem Fest zu überbringen.
Unterwegs bittet ein Mädchen darum, mitgenommen zu werden. Storch lehnt ab. Dass Lisbeth heimlich auf seinen Wagen steigt, bemerkt er nicht. Doch als das Schneegestöber immer dichter wird, sind die beiden bald aufeinander angewiesen. Und mitten im kalten Winter geschieht ein wahres Weihnachtswunder.

Eine liebevoll illustrierte Geschichte, die den Erfolg von Ralf Günthers Bestseller "Das Weihnachtsmarktwunder" fortschreibt.

    Dabrowski: Eine Liebe in New York
  • Tadeusz Dabrowski
  • Eine Liebe in New York
  • Schöffling 2019
  • ISBN 978-3-89561-467-5
  • € 18.00

Er lernt sie zufällig in der U-Bahn kennen: Megan ist Architektin, lebt in New York und interessiert sich für moderne Kunst. Als typische Amerikanerin ist sie blond, jung und oberflächlich. Oder denkt das nur der polnische Dichter, mit dem sie nach dieser ersten Begegnung ein paar leidenschaftliche Nächte verbringt? Er kommt nur schwer damit zurecht, dass sie, eigentlich aus Kanada, sich nach seiner Abreise nicht mehr meldet und trotz Handy nie erreichbar zu sein scheint. Ein Buch, das sie ihm zum Abschied geschenkt hat, ist alles, was ihm noch von ihr bleibt. Darin steht eine Geschichte, die sich wie ein Spiegel der eigenen, schwer greifbaren Begegnung inmitten der New Yorker Großstadtkulisse liest. Megans Buch heißt "Es ist, wie's ist" - aber wie ist es eigentlich, das Leben?
Tadeusz Dabrowskis Romandebüt umkreist auf raffinierte Weise das Rätsel einer Liebe, die umso verrückter macht, je mehr sie sich entzieht. "Eine Liebe in New York" erzählt poetisch und intensiv vom Schmerz einer sich verflüchtigenden Wirklichkeit.